Schwierige Entscheidungen

Manchmal muß man Entscheidungen treffen, bei denen man das Gefühl hat, daß es irgendwie kein richtig oder falsch gibt. Oder zumindest kein sicheres Gefühl, was jetzt richtig und was falsch ist.

In diesem Fall geht es um den Umgang mit der Varroamilbe, einem Parasit der seit einigen Jahren unseren europäischen Bienen das Leben schwer macht, weil er im Stock auf den Bienen lebt, sie schwächt und vor allem die Larven befällt und, wenn’s ganz schlimm kommt, diese verkrüppelt, so daß die neue Bienengeneration dann nicht überlebt bzw. das Volk sogar sterben kann.
Eine natürliche Form der Gegenwehr ist ein besonderes Putzverhalten, wo eine befallene Biene ihren Kollegen anzeigt, daß sie geputzt werden muß und andere Bienen sie von den Milben befreien. Außerdem gibt es wohl Bienen die befallene Brut durch den Wabendeckel hindurch erkennen können und diese dann aus dem Stock befördern, damit sich die Milben nicht weiter vermehren können. Allerdings sind diese natürlichen Abwehrmaßnahmen der29Bienen wohl viel zu selten zu beobachten, d.h. zu wenige der Bienen in einem Volk zeigen dieses Verhalten.

Aber zurück zu den schwierigen Entscheidungen:
in der konventionellen Imkerei, d.h. bei den Imkern die das berufsmäßig betreiben und vom Honigertrag und -verkauf leben, ist es üblich und vollkommen normal, daß die Bienen mehrmals im Jahr mit unterschiedlichen Säuren von unterschiedlicher Stärke behandelt werden. Die üblichen Verdächtigen sind Milchsäure, Ameisensäure (60%ig und 85%ig) sowie Oxalsäure.
Das Gute daran: diese Säurebehandlungen die im Bienenstock durchgeführt werden, teilweise über längere Zeit hinweg, töten die Milben ziemlich zuverläßig ab.

Ich für meinen Teil hab angefangen nachzudenken (und bisher konnte ich damit nicht mehr aufhören!), als ich bei der Anleitung zur den Vorbereitungen der Ameisensäure-Behandlung gelesen habe, daß der Imker dabei Schutzkleidung zu tragen habe, eine Schutzbrille, Atemschutz und spezielle Handschuhe, damit er durch die Säuredämpfe nicht zu Schaden kommt.

Ok – und diesen Dämpfen soll ich meine Bienen aussetzen für 14 Tage?
Was verätzt es wohl bei so kleinen Wesen die keine Schutzkleidung tragen können alles wenn sie den Säuredämpfen 24 Stunden am Tag ausgesetzt sind?!?!
WIRKLICH?????

Und hier steht sie nun an, die Entscheidung bei der es kein klares richtig und falsch gibt. Und die zumindest bei mir seit einer Woche Bauchschmerzen und Kopfzerbrechen bringt und mir das Gefühl gibt, das Wohlergehen meiner Mädels aufs Spiel zu setzen – egal wie ich mich entscheide!!

Die einen sagen, daß die Gefahr das Volk zu verlieren, daß alle Bienen sterben) sehr groß ist ohne eine solche Behandlung und die Nebenwirkungen der Behandlung für die Bienen immer noch besser als ihr Tod.

Aber wenn man weiter sucht findet man auch viele Berichte, daß Bienenvölker auch trotz erfolgreicher Behandlung ( = die Zahl der Milben im Volk ist danach nur noch sehr klein) in ziemlich hoher Zahl sterben und es nicht einfach ist zu klären, ob und wie hoch der schwächende Einfluß der Säurebehandlung dazu beträgt.

Und man findet immer mehr Berichte von Imkern die offenbar irgendwann die Entscheidung für das Gift nicht mehr tragen wollten und ihre Völker ohne Behandlung weiter pflegen – die meisten mit Erfolg und das über Jahre hinweg!

Und man erfährt, daß man das ganze Jahr über etwas tun kann, um das Volk zu kräftigen, damit es mit dem Parasiten besser leben kann. Z.B. indem man ihm nicht seinen ganzen Honig klaut (damit wir Menschen den dann kaufen und essen können), sondern nur die Überschüsse die die Bienen nicht selbst für ihre Nahrung und zum Überwintern benötigen.
Macht ja auch total Sinn: im Honig ist viel mehr als nur Zucker – während der Zucker mit dem Bienen gefüttert werden wenn man ihnen allen Honig weggenommen hat eben nur das ist: Fast Food. Und warum sollte das Bienen besser bekommen als uns Menschen?

Und man kann einen natürlichen Feind der Varroamilbe im Bienenstock ansiedeln: den Bücher-Skorpion. Ein Schein-Skorpion ohne Stachel der sich unter anderem von Milben ernährt, sich aber in einem Bienenstock nur wohl fühlt, wenn dort keinerlei Chemikalien eingesetzt werden und er nicht zu klinisch sauber ist.

Ich glaube, ich weiß mit welchem Thema ich mich über den Winter intensiv beschäftigen werde!
Damit diese Entscheidung nächstes Jahr leichter zu treffen ist. Und vielleicht anders ausfällt als dieses Jahr……