Praktikum im Paradies

Meine Erlebnisse im Prinzessinnengarten Kreuzberg

Was für manche ein Treffen mit einem Hollywood-Star bedeuten würde, ist für mich eine Begegnung mit den Jungs von Nomadisch Grün, die den Prinzessinnengarten im Sommer 2009 ins Leben gerufen haben. Vor zwei Tagen, es war der 11. Mai um 11.11 Uhr, stand ich, die neue Gartenpraktikantin aus München, mit ein paar kühlen Flaschen bayerischem Gerstensaft, butterweichen Knien und gefüllt-mit-Adrenalin vor dem Eingangstor des Prinzessinnengartens.

Die Pforte zum gärtnerischen Himmelreich wurde mir von Lina geöffnet, die gerade ein dreimonatiges Praktikum absolviert. Nach einem Rundgang durch das Gelände, bei dem ich viele fleißige „Prinzessinnen“-damen und -herren kennenlernte, stand Gießen auf dem Programm. Nicht nur der nahezu dreiwöchigen Regenabstinenz in Berlin geschuldet, ist dies ein essentieller Teil der Gartenarbeit. Und bei der Größe des Gartes, stolze 6000 Quadrat-
meter, kann man nach dem Bewässern der letzten Pflanze auch direkt wieder zu Gewächs eins -ohne den Umweg über Los- vorrücken.

Fasziniert von der Entdeckung, dass aus einem nur stecknadelkopfgroßen Samen ein ordent-
liches „Gemüse-Drum“ entstehen kann, säten wir Bohnen und Rote Beete an. Vom Anblick der um uns herum wachsenden und sehr appetitlich anmutenden Nutzpflanzen hungrig geworden, ließen wir es uns bei einer köstlichen vegetari-
schen Lasagne, die in der Prinzessinnen-
gartenküche liebevoll zubereitet und mit Blüten garniert wurde, gutgehen.

Das auch am Nachmittag noch nicht vollständig abgebaute Adrenalin trieb mich zu einem faszinierenden Foto-Shooting mit verschie-
densten Gemüse-Models an. 150 Fotos später ging ein ereignisreicher erster Praktikumstag und gleichzeitig ein Kamera-Akku zu Ende…

Lina beim ansäen

Tags darauf lernte ich dann Robert und Marco kennen. Whow, meine urbanen Gärtner-Vorbilder vor mir stehen zu sehen, so ganz ohne Monitor dazwischen, löste wieder einen neuen Adrenalin-Endorphin-Schub aus. Dieser wurde dann kreativ ausgelebt – natürlich fotografisch! Diesmal stand der hübsche neue Staudengarten auf dem Programm, der seit März diesen Jahres vom Staudengärtner Matthias Wilkens betrieben wird und auf einem Teil des Prinzessinnen-garten-Areals beheimatet ist.

Nachmittags gab Marco eine englische Führung für eine deutsch-amerikanisch gemixte Studentengruppe aus dem Bereich Land-
schaftsökologie und -planung. Am Ende der Tour kam der Wunsch auf, selbst noch praktisch aktiv zu werden. Gesagt – getan: es wurde geharkt, gepflanzt und gesät bis ein plötzlicher Regenguss uns alle unter dem Cafédach versammeln ließ. Immerhin hatte so jeder die Gelegenheit, den schmackhaften Schokoladenkuchen zu probieren!

Robert leitete daraufhin die zweite Führung auf Englisch, diesmal für eine studentische Land-
schaftsarchitektengruppe aus Dänemark. Bei einem Abstecher zu den Bienen auf dem Gelände erfuhren wir faszinierende Details aus dem Bienenkosmos. Wusstet Ihr z.B., dass sich bei Nässe alle Arbeiterbienen um die Königin versammeln um sie zu schützen? Ihre Rücken haben sie dabei alle nach außen gewandt, so dass das Wasser, wie bei einem Schirm, über ihre Flügel abfließen kann.

Nach der Verabschiedung der Gruppe versam-
melten sich alle Prinzessinnen nochmal unter dem regengeschützten Cafédach und ließen den Tag mit bayrischem und Berliner Bier sowie gartenrelevanten und artverwandten Gesprächen ausklingen.

Bitte eine Führung durch´s Paradies!

Weitere Erfahrungsberichte aus Berlin folgen…