Mit Linda durch das Gartenjahr 2014

Linda, eine unserer fleißigsten Gärtnerinnen hat einen ganz persönlichen Jahresrückblick geschrieben, den wir hier veröffentlichen dürfen:

ringelblume

“Gärtnern ist ein endloses Experimentieren – deshalb macht es Vergnügen.
Wir versuchen und versuchen und manchmal misslingt etwas, doch manchmal gelingt auch etwas und wir vergessen alle Misserfolge.

Geplant wurde ja schon im Winter.
Das Gartenjahr begann dann im März/April.
Höchste Zeit, die Beete herzurichten, umzugraben, aufzufüllen.
Und es kamen viele freiwillige Helfer aus der Stadt, ganze Familien spatelten, jäteten, harkten mitsamt ihren kleinen Kindern.
Die Frühbeete unter Glas waren schon angelegt und mussten mit Wasser versorgt werden.

Kathrin hat in sorgfältiger, beeindruckend präziser Arbeit hunderte von Näpfen mit einem winzigen Samenkorn bestückt, geduldig Stück für Stück: Lauch und Koriander, Steckrüben, Mangold, Kohlrabi, Kohlarten, Salat und Borretsch.
Hanna hatte als Abschiedsgeschenk ihre vorgezogenen dicken Bohnen in ein Beet gepflanzt, geschützt von Plastikzylindern und eingesäumt von herrlichen Korn-, Mohnblumen und Gräsern.
Leider bekamen die Bohnen auch dieses Jahr wieder nur Läuse und keine Bohnen.

Zur gleichen Zeit sprossen, versteckt in vielen Wohn- und Schlafzimmern und Küchen Zucchini-, Kürbis-, Tomaten- und Maissämlinge zu kleinen Pflänzchen heran, die darauf warteten, dass ihre Zeit kommt, ins Freie zu gelangen, um groß und stark zu werden. (Den grünsten Finger scheint dabei der Sönke zu haben).

Dann war die große Zeit für die Aussaat und Auspflanzung der Sprösslinge gekommen. Auf Anweisung immer die guten “Nachbarn” vereint!
Und ich als konventionelle Gärtnerin begann zu staunen, was die eigentlich noch nicht so erprobten Gärtner (exklusive Matthias und Heike) alles gelernt hatten und wussten.
Ich lernte!
Es gibt endlose Listen über diese guten Nachbarn, z.B. Zwiebeln neben Möhren. Der Geruch hält die Möhrenfliege ab. Sellerie neben Kohl; Dill neben Gurken, Möhren, Zwiebeln und Salat; Kresse neben Radieschen; Salbei und Thymian rund ums Beet halten Schnecken fern; Kerbel neben Salat vertreibt Ameisen und Blattläuse; Knoblauch und Zwiebeln neben Erdbeeren; Zwiebeln und Kohlrabi neben Rote Bete fördern sich gegenseitig im Wachstum; Ringelblumen und Kapuzinerkresse zwischen Gemüse. Ihr Duft vertreibt die Schnecken.
Die Listen sind endlos lang.

Ja, wir setzten, versetzten und säten.
Klitzekleine Borretschpflänzchen in Reihen neben einer Reihe von Ringelblumen, daneben Buschbohnensaat und wieder Borretsch, Bohnen, Dill, Bohnen lingua di fuoco!
Auf die andere Seite Mangold, Rote Bete, eine delikate geringelte Rote Rübe, Erbsen. Und Rucola wurde neu gesät, die alten herzhaften Pflanzen versetzt und gepflegt – sehr beliebt.

Aus dem Gewächshaus wurden Steckrübenpflanzen mit Lauch zusammen gepflanzt, Zwiebeln mit Mangold.
Markus mit Helfern bepflanzte ein großes Beet nachbarschaftsgerecht mit Kartoffeln, Kohlsorten (u .a. toller Spitzkohl!), Kohlrabi, Koriander und schützte seine geliebte überwinterte Rote Melde und Beinwell.

Alle und besonders Kathrin und Heike waren sehr experimentierfreudig, auch alte Sorten wiederzubeleben, z.B braunschalige Lauchzwiebeln, Haferwurzel, Pastinaken, Steckrüben und brauner Senf.

Und dann war da Kathrins prächtiges Inka-Terrassenbeet mit daheim vorgezogenem Mais, darunter gepflanzten Bohnen, die sich daran hochranken und Stickstoff spenden sollten, und Kürbispflanzen als Schatten- und Feuchtigkeitsspender.

DSCF1913Ja und bald zeigte sich eine wunderbare gelbe Pracht im Garten: Großzügig hatte Heike z.T schon im Herbst auf mehreren Beeten Ringelblumen gesät. 

Sie begannen üppig dicht an dicht zu sprießen und bald strahlend gelb-orange zu blühen. Viele konnten in andere Beete und Töpfe versetzt werden und blühten bis November.

Heike hatte auch Feldsalat durch den Winter gebracht, den und Spinat und Radieschen konnten wir im Mai ernten.

Übrigens war für mich die größte Maifeierattraktion, dass es plötzlich im Eingangsbereich links einen Buchenhain gab – von Matthias gebracht und gepflanzt.

Und das größte Projekt stand an:
Das Gewächshaus für die vielen daheim vorgezogenen Tomatenpflanzen wurde neu gestaltet.
Daniel gab die Holzstrukturen für die Kastenbeete vor, David, Edi und weitere Helfer karrten die Erdmassen heran, Almut pflanzte mit Beistand geduldig Pflänzchen um Pflänzchen, dazwischen auch Basilikum, und beschriftete sie akribisch mit Namen.
Fortan hing eine beeindruckend lange Liste mit allen Sorten im Gewächshaus.
Da waren gelbe, schwarze gestreifte Tomaten, riesengroße und johannisbeerkleine. Meine liebste war die köstlich süße „Rote Murmel“.
Von nun an gab’s viel Arbeit und Pflege im Gewächshaus: gießen, gießen und gießen, hochbinden und ausgeizen, Boden lockern.
Das Gießproblem – wie in jedem Jahr – war zu lösen. Zunächst opferte sich Xenia, die viel Zeit und Kraft investierte, um Abhilfe zu schaffen, bis es ihr zu viel wurde.
Dann versuchte sich der große Digitaltechniker Rainer an einem automatischen Sprenkel-Tropf-System mit Zeituhr.
Dafür haben Daniel und viele weitere Männer einen Tank auf das Dach geschafft. Wie, weiß ich nicht, aber plötzlich war er da oben und erinnerte mich an einen Westernfilm. Das ganze technische Uhrschaltsystem ruht nun in einer alten Bauerntruhe.
Diese neue Installation – ein Luxus!

Eine Großaktionsbepflanzung vollzog sich auf dem Kameldunghügel. Dort wurden Kürbisse gepflanzt und zu Beginn mit Umhüllungen vor Kaninchenangriffen geschützt.
Und auf dem anderen Hügel superguter Erde hinter den Kompostkisten pflanzte Heike bis spät in den Abend Zucchini; auch diese wurden zunächst geschützt.
Beide Hügel nahmen unter klimatischen Extremverhältnissen von Regen und Sonne tropische Ausmaße an.
Dschungelartig wuchsen die Zucchini und trugen zum Teil Riesenfrüchte, gelb, grün, gestreift.
Die Ernte war üppig und wir konsumierten und verteilten großzügig an alle Helfer, die kamen. Der Megakürbis mit 80 cm Durchmesser ging zur Wohltätigkeitsküche.

Neben all unseren Anpflanzungen wächst auf dem Terrain am Boden wild noch so allerlei: Kostbares wie Kamille, Johanniskraut, Natternkopf, Brennessel, Brombeere, Disteln, Löwenzahn, Hagebutte, Holunder, Beinwell und Karden, diese zur Blütezeit mit einem herrlichen blauvioletten Kranz.
In anregenden, interessanten Workshops unter strahlend blauem Himmel am neugebauten Unterstand wurden Calendula, Johanniskraut, Beinwell und Karde zu Salben und Tinkturen verarbeitet.

Erntezeit

Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie bescheiden und rücksichtsvoll alle im Ernten sind, eher zu wenig nehmen, zu lange warten und gedrängt werden müssen.

Vielleicht ist hier auch der Platz, von den Erfolgen und Überraschungen zu sprechen – und von den Misserfolgen.
Im Bohnenbeet zeigten die lingua di fuoco bald zu lange Fäden, um als Buschbohnen durchzugehen; schnell steckte ich lange Stöcke rein, an denen sie ranken konnten.
“Sind nicht lang genug”, sagte Matthias und sprang mit einem Dreizackstamm aufs Beet und rammte ihn in die Erde. Das war Roswitha noch nicht genug, sie schaffte mit Stöcken noch Querverbindungen und Stabilität.
Die Stangenbohnen, die an diesem Geflecht in den Himmel wuchsen, waren jung die zartesten, die ich je im Leben geerntet und gegessen habe.
Die ausgereiften trockenen waren dann auch köstlich in der Suppe.
Die Buschbohnen hingegen wurden von dem sie einrahmenden Borretsch, der zu Riesenbüschen ausgewachsen war, erdrückt und beschattet. Daraus ziehen wir Konsequenz fürs kommende Jahr: Borretsch allein!!

Ja und die Möhren: 2 mal hatte Kathrin sie schon gesät, aber sie kamen nicht.
Von experimentierfreudigen Schrebergärtnern hatte ich gehört, dass sie die Erde gesiebt und dadurch ganz locker aufgeschüttet hatten und mit großem Erfolg endlich wunderbare Möhren ernten konnten.
Es war schon spät, Juli, aber ich wollt´s wissen und Kathrin hatte die späten Samen.
2 Stunden siebte ich in der heißen Abendsonne und schüttete einen Teil des Beetes auf. Dort säte dann Kathrin mit Dill und Feldsalat die Julimöhren:
Und —————- sie kamen und wuchsen zu köstlich-zarten 8-10-cm-Rüben.
Gestoppt wurde ihr Wachstum von den Kaninchen, die hochgehoppelt neben dem Salat auch das Karottengrün abgefressen hatten, und dann wuchsen die Wurzeln nicht mehr!!
Ein anderer Erfolg sind natürlich die Zucchini und Kürbisse und die Steckrüben, Rote Bete, Mangold und immer wieder nachgesäter Feldsalat und Radieschen.
Der Spitzkohl war delikat, die Kartoffeln auch.
Die Blüten von Calendula, üppig rankender Kapuzinerkresse und Borretsch waren köstlich im Salat aus Rucola, Radicchio, Feld- und Endiviensalat.
Ja, und erst die Tomaten!! Eine Sorte köstlicher als die andere.

Einen Gärtnermisserfolg mussten wir auch noch beim Lauch hinnehmen: Staunend hatte ich gesehen, wie aus den stopfnadeldünnen Pflänzchen in der Nachbarschaft von Steckrüben kleine stramme Stiele wurden, die aber mehr Licht und Platz brauchten. Ich pflanzte sie um in ein separates Beet. Fein fanden sie das und wuchsen … Doch plötzlich wurden sie angefressen von innen heraus, kränkelten und wuchsen nicht mehr.
Erklärung vom Bauern: die weiße Fliege bzw. Motte! Wenn die da ist, kann man nichts mehr machen. Vorher Netz drüberspannen (sie geht übrigens auch an die Möhren).
Andere Misserfolge sind den “Mitbewohnern” auf unserem Gelände zuzuschreiben, d.h. den Kaninchen (sicher so 20 an der Zahl) und den Schnecken.
Die Kaninchen haben das Gespür für die frischen zartesten Pflänzchen und hüpfen mühelos in viele Hochbeete.
Die Möhren standen mit ihrem Grün prachtvoll da und die frisch gepflanzten Zuckerhut, Radicchio, der Endiviensalat mit einigem Fenchel auch.
Am folgenden Tag entdeckte Heike, o Graus: alles angefressen!
Schnell hat sie um die noch stehenden Herzblätter große Töpfe gestülpt, um sie zu retten.
Als ich das sah, machte ich mich daran, einen 60 cm hohen Zaunring um die Beete aufzustocken und den Zugang mit Bretten zu verschließen.
Eine Weile wuchs alles in Ruhe, doch dann waren die riesigen Zuckerhutsalate halb runtergefressen und wir fragten uns, wer war das? Kommen die Kaninchen etwa immer noch rein?
Maria hat sie jetzt am hellen Tage drin fressen sehen, ganz erschrocken, erwischt worden zu sein.
Der tatkräftige Hans hat noch ein Wabenbeet umzäunt.
Inzwischen fraßen sie alles: die abgeernteten Bohnen, Ringelblumen, Dill und Kapuzinerkresse. Ein Trauerspiel.
Im Sommer hatte ich in großen Töpfen Calendula am Eingang gepflanzt, damit es prächtig aussähe – abgefressen!!
Matthias’ mühevoll in Holzkästen gepflanzte Bäume wurden unten angefressen. Er musste sie schützen. Auch in der Kräuterspirale wüteten sie.

Apropos Herbst:
Die Beete wurden hergerichtet für den Frühling und Heike säte Feldsalat und massenhaft Blumenmischungen. Mal sehen, welche es durch den Winter schaffen, mit Laub zugedeckt.
Bäuerlich fachmännisch streute Kathrin die Gründüngermischung auf den Kameldung. Die ersten Sprossen waren sofort dem Angriff der Kaninchen ausgesetzt. Dem begegneten wir mit einer Fliesdecke. Mal sehen, ob’s was bringt.
Nach dem Mondkalender habe ich zwischen 8. und 13.10. Knoblauch gesteckt, diesmal als Monokultur!

Eine große Herbstaktion war das Obstbaumpflanzen unter Matthias` Leitung mit seinen gespendeten Bäumen: Äpfel, Felsenbirnen, Kirschen und Pflaume, Himbeere.
Bei strömendem Regen hielten wir fast alle durch.
Martin hackte eifrig den Boden um seine Johannisbeersträucher.

Eine zweite Aktion im Spätherbst war das Krokuszwiebeln-Pflanzen auf dem ganzen Gelände zum Frühlingsempfang für die Bienen, diesmal bei strahlendem Sonnenschein.

Bisher noch nicht erwähnt habe ich, was die Handwerksmänner in harter Arbeit geschaffen haben. Daniel und David, Hans und Erique und Kathrin und Mickel haben prächtige Fenster eingebaut. Wirklich herrschaftlich schaut er aus, der Unterstand!

Es wurde Dezember – und immer noch kein Eis und Schnee.

Es war ein interessantes Gartenjahr in wechselnder Gemeinschaft, auch mit tollen Helfern, die nur manchmal kamen, aber sich begeistert einsetzten.
Ein verspäteter Besucher, der aus Kassel kam, schaute sich um und dann meinte er, dies sei das Schönste, was er in München gesehen hätte – und spendete spontan 10 Euro, für die Daniel die Obolus-Kugel wieder hervorholte.

Ja, schön war das Jahr im Garten für mich!
Habe viel gelernt und genossen (und nicht immer alles verstanden).
Und mein Eisschrank war immer voll mit frischem Gemüse und die Wohnung strahlte im Ringelblumenglanz.
Auf ein Neues!”

Linda